"Poetenleben" (Robert Walser)

"Poetenleben" (Robert Walser)

Eine Erzählung aus dem Jahr 1917
23 Minuten
Podcast
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Hochwertige Literatur, vorgelesen von professionellen Sprecherinnen und Sprechern

Beschreibung

vor 2 Tagen

Gleich im ersten Satz seiner Geschichte „Poetenleben“, die wir
heute vorstellen, klingt Robert Walsers meist konsequent
ironische Erzählhaltung an: „Aufgrund der Ermittlungen, die wir
veranstalten zu sollen geglaubt haben, können wir sagen, dass
dieser Poet eine verhältnismäßig mangelhafte, d.h. dürftige
Erziehung genoss“. Oftmals ist es in Walsers Texten so, dass ein
Satz eine banale Aussage enthält, aber in einer derart
ungewöhnlichen Sprache verfasst ist, dass sie an Relevanz zu
gewinnen scheint. Leser/Hörer haben dann den Eindruck, dass hier
doch etwas Wesentliches erzählt wird. „Einem uns zu Ohren
gekommenen Gerücht, das uns sagte, dass unser Gegenstand hier
eine Zeit lang Straßen gefegt und gereinigt haben soll, schenken
wir (...) entweder nur äußerst geringen oder lieber überhaupt
keinen Glauben, weil wir zu wissen meinen, dass ...“


Es geht in der Erzählung also um einen Dichter, der auch einmal
als Straßenfeger tätig war und dann so etwas wie ein
„Hilfsbuchhalter“ wurde. Beziehungsweise um jemanden, der leichte
Büroarbeiten zu erledigen hatte, sich dann aber doch als Dichter
am falschen Ort herausstellte – porträtiert, eigentlich
begutachtet, von einem Schreiber einer nicht näher bezeichneten,
anonym bleibenden Beobachtungsgruppe. Das Ganze ähnelt einem
ausführlichen Zeugnis für Bürotätigkeiten des „Gegenstandes“ – in
einem Text, dessen Verfasser offensichtlich selbst literarische
Ansprüche an sich stellt. Stammt es von ihm selbst? Der
Begutachtete war jedenfalls – so ist zu lesen – eine „im
kaufmännischen Zentralstellenvermittlungsbüro (…) nachgerade
sattsam bekannte Bewerberfigur. Seine Erscheinung und seine
womöglich etwas befremdliche Persönlichkeit lockten daselbst
regelmäßig eine Art ironisches Lächeln hervor.“ Halt ein Dichter,
kein Angestellter.


Künstlergeschichten sind seit der Renaissance beliebt unter
Schriftstellern. Und wir haben in diesem Podcast bereits einige
veröffentlicht, etwa von Goethe, Büchner, Hoffmann, Joyce und
Kafka. Letzterer, ein Zeitgenosse Robert Walsers, mochte dessen
außergewöhnlich komische Texte sehr, und das will was heißen bei
Kafkas Ansprüchen. Wir mögen Robert Walsers Werke auch sehr. –
„Poetenleben“ erschien erstmals im Jahr 1917. Es liest die stets
bewundernswert vortragende Eva Schröer.

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