Was sind Dynamische Mikrofone?
Anders als bei Kondensatormikrofonen, die nach dem Prinzip eines Kondensators funktionieren, wird bei dynamischen Mikrofonen der Schalldruck durch elektromagnetische Induktion in elektrische Impulse umgewandelt. Man unterscheidet hierbei zwei grundlegende Bauweisen, das Tauchspulen- und das Bändchenmikrofon.
Ein dynamischer Tauchspulenmikrofon-Klassiker: Das Sennheiser SM57
Prinzip des Tauchspulenmikrofons
Beim Tauchspulenmikrofon ist die Membran, welche auf akustische Impulse reagiert, mit einer elektromagnetischen Spule verbunden, die einen Dauermagneten umgibt. Durch Bewegungen zwischen Elektro- (Spule) und Dauermagnet werden elektrische Impulse erzeugt, die analog zu den einkommenden akustischen sind. Somit können, je nach Qualität des Mikrofons, akustische Schallereignisse elektronisch abgebildet, verstärkt und aufgezeichnet werden. Die Funktionsweise vom Tauchspulenmikrofon ist umgekehrt äquivalent zum Bauprinzip eines Lautsprechers und wird als Druckempfänger umschrieben.
Vor- und Nachteile eines Tauchspulenmikrofons
Ein auf dieser Architektur beruhendes Mikrofon ist sehr robust und eignet sich deshalb besonders für den Live-Einsatz auf der Bühne. Harte Stöße und Erschütterungen, beispielsweise durch Herunterfallen, überstehen Tauchspulenmikrofone, von äußeren Blessuren abgesehen, meist unbeschadet. Sie benötigen keine extern angelegte Spannung, wodurch sie sehr flexibel einsetzbar sind. Doch auch das versehentliche Zuschalten einer Phantomspeisung beschädigt, im Gegensatz zum Bändchenmikrofon, ein solches Instrument nicht. Im Allgemeinen gelten sie mit einem Grenzschalldruck von bis zu 160 dB als äußerst widerstandsfähig, und sie haben in der Regel eine hohe Nennimpedanz von 250-600 Ohm. Durch die einfache Bauweise sind sie zudem preislich sehr günstig.
Aufgrund der festen Verbindung von Membran und Magnet hat das Tauchspulenmikrofon eine relativ lange Ansprechzeit und gilt daher im Vergleich zu anderen Bauweisen als träge, weshalb es für Studioaufnahmen nur bedingt und nur für Audioquellen mit hohem Schalldruck verwendet wird.
Das Allroundmikrofon für die Bühne hat nur eine Richtcharakteristik, die je nach Modell zwischen Niere und Superniere variiert.
Tauchspulenmikros in der Praxis
Die Tauchspulentechnik hat sich vor allem beim Gesangsmikrofon im Live-Musikbetrieb durchgesetzt. Übertragungsmaß und Widerstandsfähigkeit begünstigen diesen Schallwandler für die rauhen Bedingungen der Live-Praxis. Klassiker dieses Bauprinzips sind vor allem das Sennheiser e845 und das Shure SM 58. Im preislich günstigeren Segment bewegen sich die Modelle von t.bone, Behringer und Audio Technika, im höheren Segment vom etablierten Unternehmen AKG. Eine besondere Rolle kommt den Electrovoice Mikrofonen zu.
Prinzip des Bändchenmikrofons
Beim Bändchenmikrofon ist die Membran ein dünnes längliches Aluminium-Plättchen mit gezackter Längsfaltung, welches flexibel zwischen zwei Dauermagneten aufgehängt ist. Somit induziert es selbst beim Bewegen eine elektrische Spannung, die an den Enden abgegriffen wird. Ein nachgeschalteter Überträger gewährleistet eine Anhebung der Spannung und damit die benötigte Nennimpedanz von 200 Ohm, sowie eine Linearität im Frequenzgang. Da die Fläche des Bändchens von beiden Seiten freisteht, ermöglicht diese Mikrofonarchitektur ohne weiteres die Richtcharakteristik einer Acht. Bei diesem Bauprinzip handelt es sich um einen Druckgradientenempfänger.
Vor- und Nachteile eines Bändchenmikrofons
Diese Bauweise mit der Doppelfunktion des leichten Aluminiumstreifens als Membran und als Elektromagnet führt zu hohen Geschwindigkeiten im Impulsverhalten und einem sehr linearen Frequenzgang. Die flexible Aufhängung hat jedoch auch ihren Preis, denn Bändchenmikrofone reagieren sehr empfindlich. Nicht nur der Grenzschalldruck liegt in der Regel niedriger als bei Tauchspulenmikrofonen, sondern auch Stöße oder gar Herunterfallen können die Membran lösen und das Mikro ernsthaft beschädigen. Zudem sollte man möglichst vermeiden, Phantomspeisung an ein solches Gerät anzulegen.
Bändchenmikrofone haben durch ihre Funktionsweise einen hohen Nahbesprechungseffekt, weswegen tiefe Frequenzen beim Annähern einer Schallquelle überbetont dargestellt werden. Dies kann durch eine Bassabsenkung bzw. einen Low Cut Filter verhindert werden. Gerade bei Sprachaufnahmen wird dieser Effekt aber auch als stilistisches Mittel eingesetzt.
Bändchenmikros in der Praxis
Der hohe Übertragungsfaktor und das sehr gute Impulsverhalten bescheinigt diesem Bautyp die Einsatzberechtigung im Tonstudio. Von der naturgetreuen Abnahme akustischer Instrumente bis hin zur angedickten Stimmwiedergabe beim Radiofunk, aber auch als Gesangsmikrofon findet das Bändchenprinzip in verschiedenen Kontexten Verwendung. Bei entsprechender Vorsicht im Einsatz findet man hier durchaus ein Allroundmikrofon mit vielen Möglichkeiten.
Die Anzahl an Herstellern ist zugunsten von Kondensatormikrofonen stark zurückgegangen, doch Beyerdynamic hat nach wie vor einige Modelle dieser Art im Sortiment. Klassiker mit zwei Bändchen sind das M130 (Richtcharakteristik Acht) und das M160 (Richtcharakteristik Hyperniere). Aber auch in diesem Bereich bietet t.bone preisgünstige Alternativen.
Dynamische Mikrofone am Computer
Im Gegensatz zu Kondensatormikrofonen benötigen die dynamischen wegen ihrer Funktionsweise keine externe Spannung (Phantomspeisung). Dennoch muss das ausgehende Signal verstärkt werden. Dazu ist ein so genannter Vorverstärker notwendig, der am PC meist durch "MIC In" gekennzeichnet ist. Bietet die Soundkarte einen solchen Computeranschluss nicht, kann ein zusätzliches externes (Firewire, USB) oder internes (PCI) Interface Abhilfe schaffen. Der "Line In" Anschluss genügt für brauchbare Aufnahmen nicht. Mikrofonvorverstärker variieren stark in der Qualität, was sich nicht zuletzt im Geräuschspannungsabstand niederschlägt. Ein gutes Mikrofon kann seine Klangmöglichkeiten deshalb auch nur mit einem guten Pre-Amp entfalten.