Kleiner Bruder des DLZ Creator
Mackie DLZ Creator XS im Test
Wie auch RØDE mit dem RØDECaster Duo eine abgespeckte Version des beliebten RØDECaster Pro II seit Juni '23 auf dem Markt hat, zieht auch MACKIE seit Februar '24 nach: Mit dem DLZ Creator XS. Wir schauen uns an, wie das kleine Podcaster-Mischpult performt.
Nicht jeder Podcaster oder jede Podcasterin fährt komplexe Shows mit 4 Gästen plus Einspieler und Zuschaltungen – daher findet auch die kleinere Version des MACKIE DLZ Creators seine erfreuten Nutzer:innen. Mit dem DLZ Creator XS ist es MACKIE gelungen, die starken Features, den guten Sound und die einfache Bedienung des großen Bruders auf den kleinen zu Übertragen. Das macht den DLZ Creator XS zu einem wesentlich mobileren Produktionshelfer, der sich in Sachen Leistung keineswegs verstecken muss.
Zwei Mikrofonanschlüsse, USB- und Bluetoothanbindungen, ein großes Display und 9 Drehregler – alles in einem wertig und stabil wirkendem Gehäuse – prägen den ersten Blick auf das Gerät. Schauen wir mal etwas genauer hin:
Überblick: Maße und Anschlüsse des MACKE DLZ Creator XS
Gewicht: 1,2 kg
Maße (Höhe x Breite x Tiefe): 83x260x204 mm
Display Größe: 7“ (178 mm)
Input 1 und 2: Combo Buchsen für XLR und 1/4“ balanced/unbalanced Jacks
Preamps: Onyx 80 Mic Preamps mit 80 dB Vorverstärkung
Input 3-4: jeweils 1/4“ Jack
2x 1/4“ Stereo Kopfhörer Ausgang (30mW)
L und R Line Out als jeweils 1/4“ Jack mit insgesamt bis zu 14 dBu Ausgangsleistung
Bluetooth 5.0
USB 2.0 HS (480 Mb/s)
Aufnahmespeicher mittels microSDHC, microSDXC oder USB-A
Netzwerkkonnektivität mittels Ethernet 10/100 (NDI)
Aufnahme mit 48kHz Samplingrate und 24 Bit tiefe, ~3 ms Latenz und -143,4 dBV Grundrauschen
Das kann der DLZ Creator XS
Das Gerät bietet professionelle Audioqualität für alle Erfahrungsniveaus. Zielgruppe sind vor allem Podcaster:innen, Streamer:innen, Content Creator. Alles, wo live Stimme und Einspieler oder Medienstreams zusammen zu einem Audio Mix kommen sollen, kann hierüber gebündelt und werden. Die AutoMix Funktion regelt die Pegelanpassungen zwischen Mikrofoneingang 1 und 2, zugeschaltete Personen können mittels Bluetooth oder USB verbunden werden und der gesamte Mix kann auf dem Computer, einer microSD-Karte oder einem USB-Laufwerk aufgezeichnet bzw. gestreamt werden.
Ich mag Knöpfe
Das 7 Zoll Touchdisplay mit 1024x600 Pixeln macht Spaß, aber noch besser finde ich es in Kombination mit den Knöpfen. Vier gerasterte Endlos-Encoder rechts neben dem Display steuern je nach Menüpunkt Mikrofon-Vorverstärkung, Kopfhörerlevel oder einzelne Parameter von Effekten. Fünf Drehregler unterhalb des Displays ersetzen die Fader* und steuern somit das Ausgabelevel der jeweiligen Kanäle. Dazu gibt es 6 kleine Pads zum Abfeuern von Sounds, Einspielern oder O-Tönen. Ganze 8 Bänke lassen sich hierzu belegen, sodass man auf 48 über die Pads ansteuerbare Sounds kommt. Die Pads können aber noch mehr – dazu komme ich später. Außerdem gibt es Solo- und Mutetaster für die fünf physisch regelbaren Kanäle, sowie einen Home-, Record- und AutoMix-Button.
* Bezieht sich auf die 9 Fader des "großen Bruders" DLZ Creator
Tutorial Modus für Einsteigende
Wer den DLZ Creator zum ersten Mal entpackt und einschaltet, darf entscheiden, ob man den einfachen, fortgeschrittenen oder Profi-Modus wählen mag (diese können später auch noch gewechselt werden). Diese Bedienungsmodi filtern, wie viele Einstellmöglichkeiten es in den Menüs gibt. So kann es für Audio-Einsteigende hilfreich sein, nur mit Voreinstellungen und möglichst wenigen Detailoptionen zu arbeiten. Fortgeschrittene möchten vermutlich etwas tiefer eintauchen können und Profis ist der Zugang zu allen Parametern gewährt. Es gibt sogar eine Einführung, die mit Pop-Up Textkästen erklärt, was was ist.
Auto-Gain und AutoMix
Zwei wirklich hilfreiche Features nehmen Nutzer:innen etwas Arbeit ab: Wählt man einen Mikrofon-Kanal und dort "Auto-Gain" aus, stellt der DLZ anhand des Eingangssignals automatisch einen Vorverstärkungswert ein.
Mit AutoMix nimmt der DLZ automatisch Pegelanpassungen vor, und orientiert sich dabei an den Prioritätseinstellungen für Kanal 1 oder 2 (oder behandelt beide gleichberechtigt). Diese Funktion ist gegenüber dem großen Bruder DLZ Creator ein klein wenig abgespeckt – man hat nicht mehr die Wahl zwischen 3 verschiedenen Prioritätsstufen. Nichtsdestotrotz ist das Feature ein schneller Helfer.
Kontrollmodi für die Pads
Wie bereits erwähnt können die Pads noch weitere Funktionen übernehmen, als nur Sounds abzuspielen. Das macht den DLZ Creator XS zu einem leistungsstarken Tool, denn wer seine Shows genau plant und diese Funktionen einsetzt, kann Zeit bei der Postproduktion sparen und auf professionellem Niveau arbeiten.
Das sind die Kontrollmodi, die man einzelnen Pads zuweisen kann:
„Zensieren“: Ein Zensurton überdeckt alle Eingänge.
„Gruppe stumm“: Das Pad kann einen einzelnen Kanal oder selektierte Kanäle stummschalten.
„Nur lokale“: Das Pad kann lokal angeschlossene Inputs für Bluetooth- USB- oder NDI-Zuschaltungen stummschalten. So können lokale Sprecher:innen sich austauschen, ohne dass Zugeschaltete sie hören.
„Sprechanlage“: Ausgewählte Kanäle sind im Hauptmix stumm, können aber untereinander ohne Aufzeichnung kommunizieren (z.B. für Regieanweisungen).
„Fade“: Das Pad kann Fade-Out und/oder Fade-In aller Eingänge zwischen 1 und 5000 ms auslösen. Kanal 1 kann hiervon ausgenommen werden, damit beispielsweise der Host während des Fades weiterhin hörbar ist.
„Ducking“: Gibt Kanal 1 Vorang und senkt Inputs 1-12 ab, sobald Signal auf Kanal 1 ist.
Eine Leiste oben rechts auf dem Display zeigt anhand von Symbolen an, wenn welche dieser Kontrollmodi gerade aktiv sind. Das ist praktisch und gibt einen schnellen Überblick.
Schneller Zugriff dank Übersichtlichkeit
Was mir beim Testen sehr gefällt ist der schnelle Zugriff auf alle möglichen Einstellungen und Parameter. Nach nur 2 Minuten Benutzung weiß ich, wo alles ist (das ging mir beim RØDECaster Pro II nicht so). Kein Menü fühlt sich "zu tief" oder zu unübersichtlich an und die Zuweisungen der Regler sind immer klar Beschriftet. Die Farben der Encoder können frei gewählt werden und die Reiter/Tabs lassen schnell zwischen verschiedenen Funktionen schalten.
Ein Highlight für mich war die Entdeckung, sogar während laufender Aufnahme in Ordnern auf der eingelegten SD-Karte navigieren und dortige Audiofiles abspielen zu können! Somit müssen Einspieler oder O-Töne nicht als Pad eingerichtet werden, sondern können einfach vom USB-Laufwerk oder eben der SD-Karte abgerufen werden. Es gibt dafür einfache Transportkontrolle, also Play, Pause, vor, zurück und einen Laufzeitbalken.
Snapshots
Wer alles aus dem DLZ Creator XS herausholen will, wird früher oder später auch mit Snapshots arbeiten. Mit diesen kann man gewisse Systemeinstellungen speichern und benennen, um beispielsweise während laufender Aufzeichnung Kanaleinstellungen zu ändern. Das kann praktisch sein, wenn man verschiedene Podcast-Projekte mit dem selben Gerät fährt, oder innerhalb einer Sendung gewisse Einstellungen ändern muss (zum Beispiel, weil es Live-Einspieler gibt).
Die Parameter, die mit Snapshots gespeichert werden können sind:
• Einstellungen der Eingangskanäle
• Effekte
• Einstellungen des Hauptkanals
• Kanalbenennungen
Aufgemerkt
Ein paar Funktionen und Eigenheiten würde ich hier gerne festhalten. Es gab nämlich ein paar Details, die ich bemerkenswert fand:
Fangen wir beim Record-Knopf an. Dieser startet nicht die Aufnahme, sondern blendet einen Übersichtsbalken auf dem Home-Bildschirm ein. Erst auf dem Balken habe ich (nur per Touchdisplay) die entsprechenden Funktionen unterm Finger. Diese sind "Start" (zum starten der Aufzeichnung), "Pause" (zum pausieren der Aufzeichnung) und "Zurücksetzen" (stoppen der Aufzeichnung). Ein bisschen wundert mich, warum hier nicht auf die allgemein verbreiteten Symbole für Record, Pause, Stop zurückgegriffen wurde. Aber okay.
Außerdem ist mir aufgefallen, dass nicht für alle Kanäle alle Signalbearbeitungen möglich sind. Zum Beispiel ist der De-Esser nur für die Mikrofoneingänge verfügbar, aber nicht für Bluetooth-, USB- oder Line-In-Kanäle. Apropros Bluetooth: Nur hier ist die Funktion Mix-Minus verfügbar. Sie sorgt dafür, dass für zugeschaltete Gäste kein endloses Echo entsteht, wenn sie sprechen.
Ein weiteres mini-Manko in meinen Augen ist die Tatsache, dass die Pegelreduktion des Kompressors nicht im Home-Bildschirm angezeigt wird, sondern nur im jeweiligen Menü des Kompressors. Hätte man dies auch bei der Pegelanzeige im Home-Bildschirm integriert, würde man mit einem Blick sehen, wie viel der Kompressor gerade eingreift.
Fazit
Ich bin jetzt viel auf Bedienung und Features eingegangen, aber noch nicht auf den dritten wesentlich Aspekt eines solchen Geräts: Den Sound. Dieser hat mir während des gesamten Tests großen Spaß gemacht und kann mit Leichtigkeit professionelle Ansprüche erfüllen. Die Preamps rauschen erst ab wahnwitzigen 75 dB (wenn man laut abhört) und EQ, Kompressor, Gate und De-Esser tun einfach das, was sie sollen. Der MACKIE DLZ Creator XS ist dadurch also mehr als nur ein Signalzusammenführer, sondern kann tatsächlich satte Mixe für Podcasts machen. Bei entsprechender Vorbereitung lassen sich Shows im Radio-Stil aufzeichnen – somit kann er vermutlich für die meisten Podcaster:innen mehr als genug.
Pro:
Guter Sound, stabile Verarbeitung und starke Features
schneller Zugriff auf alle Parameter und einfache Bedienung
Medienwiedergabe von SD-Karte bei laufender Aufnahme
Ausgefeilte Kontrollmodi für die Pads
Contra:
Touchdisplay reagiert nicht immer wie gewünscht
Pegelreduktion des Kompressors nicht in Homebildschirm sichtbar