Branchenschau

So blickt Podcast-Branche auf Spotify for Creators

22. Nov 2024 , aktualisiert: 22. Nov 2024

Spotify macht Ernst mit Video und unterstreicht das mit seinem Service Spotify for Creators. Wie denkt die Podcast-Branche darüber? Nicht nur schlecht, aber auch nicht nur gut.

Bild: Pexels
So blickt Podcast-Branche auf Spotify for Creators

Der schwedische Streaming-Dienst Spotify hat seine Hostingplattform erneut umbenannt. Bis Spotify den Dienst akquirierte, hieß er noch Anchor.fm, danach war es Spotify for Podcasters, und nun heißt er Spotify for Creators. Dass Spotify den Dienst seinem eigenen Branding zuführte, war keine große Überraschung - dass der Dienst nun nicht mehr nur Podcaster, sondern insbesondere Video-Creator anlocken soll, hingegen schon. Die Änderung ist der vorläufige Höhepunkt in Spotifys Transformation von einer der weltgrößten Audioplattformen zu einer Videoplattform.

Besonders bemerkenswert ist dabei, dass Spotify und YouTube immer mehr in Konkurrenz zueinander treten. Spotify drängt auf den Videomarkt, während YouTube seit 2024 auch RSS-Feeds für Podcasts verarbeitet - auch wenn die Funktionalität dort nach wie vor sehr zu wünschen übrig lässt. Mit einem neuen Vergütungsmodell wollen die Schweden ihren amerikanischen Rivalen sowie Podcaster als auch Premium-Nutzer streitig machen. Wie sehen Fachmedien, Beobachter und Podcaster die umfangreichen Veränderungen? Eine Branchenschau.

Spotifys Videofunktion und was dahinter steckt

Zahlreiche Beobachter haben die Änderungen an Spotify for Creators kommentiert. Vergangene Woche stellte Spotifys Gustav Söderström die neuen Features und Teile der neuen Strategie bei einem Event in Los Angeles vor. Ein wichtiger Bestandteil ist das neuartige Vergütungsmodell.

"Aktuell ist Googles Plattform für Videomacher eine verlässliche Einnahmequelle. Spotify möchte Kreative deshalb jetzt mit einem neuen Auszahlungsmodell locken. Die Idee dahinter: Zuschauer mit Premium-Abo sollen Video-Podcasts ohne Werbeunterbrechungen genießen können. Erreichen will man das zum einen, indem man die Video-Ersteller an den Werbeeinnahmen durch Free-Abos beteiligt. Zum anderen möchte man Möglichkeiten einführen, über welche Nutzer ihre Lieblings-Creator direkt unterstützen können."
André Westphal für HiFi.de

In Deutschland steht Spotifys Vergütungsmodell zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht zur Verfügung, angelsächsische Märkte haben bislang den Vorrang. Für sie soll das Spotify Partner Programm ab Januar 2025 starten. Die Auszahlungsmodalitäten geben Beobachtern allerdings Anlass zur Diskussion.

"Ersteller können ihre Auszahlungsdetails in Spotify for Creators einsehen. Diese Plattform hilft ihnen auch dabei, festzustellen, ob sie für Videozahlungen berechtigt sind, und bietet erweiterte Analysemöglichkeiten sowie die Möglichkeit, kurze vertikale Videoclips hochzuladen. Es gibt jedoch Unsicherheiten darüber, wie viel Spotify an Videokünstler zahlt. Das Unternehmen erklärt derzeit nicht genau, wie es die Videozahlungen berechnet."
Alex Heath für The Verge

Für Premiumnutzer sollen Videopodcasts auf Spotify attraktiv sein, da sie keine Werbeunterbrechungen mehr sehen. Creator auf der anderen Seite sollen von dem Auszahlungsmodell profitieren, doch wer darf überhaupt teilnehmen? Bei Podnews geht man von folgenden Teilnahmebeschränkungen an Spotifys Partner-Programm aus.

"Um an Spotifys Partner Programm teilnehmen zu können, müssen Creator den Dienst Spotify for Creators nutzen, um einen Podcast zu hosten (oder in einigen Fällen Megaphone), müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein: mindestens zwölf Episoden, 2.000 einzigartige Spotify-Nutzer im letzten Monat und 10.000 gestreamte Stunden innerhalb desselben Zeitraums. Zum Vergleich: YouTube verlangt mindestens 1.000 Abonnenten insgesamt und 4.000 gestreamte Stunden innerhalb eines Jahres."
James Cridland für Podnews

Während Spotify nicht müde wird, zu betonen, wie zügig die Videoangebote und -Abrufe auf seiner Plattform angeblich wachsen, kommt Chris Peterson von Dwnload Media zu anderen Schlüssen.

"Spotify hat intensiv daran gearbeitet, Kreative dazu zu bewegen, Videos auf der Plattform zu nutzen, aber ehrlich gesagt – die Akzeptanz verläuft schleppend[...]"
Chris Peterson für Dwnload Media

Auf YouTube hingegen sind Podcasts seit Jahren sehr beliebt. Peterson sieht zudem Schwächen in Spotifys Werbeeinbindung. Er kritisiert die Streaming Ad Insertion und kommentiert weiter:

"Die Strategie von Spotify wirkt wie ein halber Schritt. Ja, Video ist ein wichtiger Teil der Zukunft des Podcastings – aber stellen wir eines klar: Audio bleibt das Herz des Mediums. Das Aufgaben von DAI [Dynamisher Werbeeinbindung] und das Zurücklassen von Milliarden an Werbeeinnahmen wirkt kurzsichtig. Die Podcast-Branche verdient mehr. Plattformen müssen sowohl bei der Monetarisierung von Video als auch von Audio innovativ sein, um den Markt für alle zu vergrößern – und nicht nur für sich selbst."
Chris Peterson für Dwnload Media

Auch aus Deutschland gibt es Bedenken zu Spotifys neuem Videoangebot. Denise Fernholz schreibt im Podcast-Newsletter Beifahrersitz:

"Spotify will also mit werbefreien Video-Podcasts mehr Premium-Abos verkaufen. Also wird Spotify Video-Content pushen. Und wer hat Geld für Video-Content? Genau, Podcaster*innen und Creator*innen mit einer ohnehin schon großer Reichweite."
Denise Fernholz im Beifahrersitz-Newsletter


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