Studiomonitore
Adam T5V für Podcast-Mischung
Wer Podcasts produziert, braucht auch eine angemesse Abhöre – und das bieten die Adam T5V Monitore zum erstaunlich günstigen Preis. Wir haben sie mit ihrem großen Bruder des gleichen Herstellers verglichen.
Studiomonitore für Podcasts
Bevor es an den Vergleich geht, möchte ich klarstellen: Ob Kopfhörer oder Lautsprecher sich als besser Abhöre eignen, ist stark Situationsabhängig. Beide haben ihre Vor- und Nachteile. Während Kopfhörer mobil sind und jegliche Problematik in Sachen Raumakustik umgehen, sind Lautsprecher auf Dauer angenehmer und mitunter "ehrlicher" in der Wiedergabe des Materials.
Während Sprachaufnahmen auf Kopfhörern – je nach Modell – meist schlichtweg gut klingen, werden Unsauberheiten in der Aufnahme auf guten Lautsprechern schnell hörbar. Warum in der Postproduktion von Podcast letztendlich beides zur Hand sein sollte, ist Teil des Fazits weiter unten. Doch erst wollen wir wissen, was die Berliner Marke Adam Audio uns mit den T5V Studiomonitoren für attraktive 179,- EUR pro Stück bietet.
Den Test haben wir mit freundlicher Unterstützung in einem aktustisch optimierten Studio der Wave Akademie durchgeführt.
Features der T5V
Schauen wir uns die nackten Fakten an:
Preis: 179,- EUR pro Stück
5" Tieftöner und 1.9" U-ART Bändchenhochtöner
2x Class-D Verstärker: 50 W RMS Tieftöner, 20 W RMS Hochtöner
Frequenzbereich: 45 - 25000 Hz, Übergangsfreqzenz: 3 kHz
Maximalpegel: 106 dB (1m / Paar)
Anschlüsse: Line-Eingang XLR und Cinch
5,7 kg Gewicht
Rückseitig befinden sich die XLR-, Cinch- und Stromnetzanschlüsse, Ein-Aus-Schalter, ein Level-Regler, die Öffnung der Bassreflexröhre und zwei Schalter für die High- und Low-Shelf-Filter mit jeweils ±2 dB. Über deren Grenzfrequenzen gibt es allerdings keine Informationen.
Für einen kleinen Preis bieten sie von den technischen Spezifikationen her also schon eine super Grundlage zum Abmischen von Podcasts oder anderen audiovisuellen Medien.
Der Kontrahent: Adam Audio P11A
In unserem Vergleich haben wir ein älteres und teureres Modell desselben Herstellers, und zwar ein Paar Adam P11A. Sie werden nicht mehr hergestellt, ihr Neupreis lag ihrerzeit bei 679,- EUR pro Stück. Damit haben wir aufs Lautsprecherpaar gerechnet zwischen den T5V und P11A einen Preisunterschied von 1000 Euro.
Man hätte natürlich auch mit anderen Herstellern aus der gleichen Preisklasse wie die T5V vergleichen können. Wir wollten aber wissen, welche Unterschiede in Verarbeitung und Design bei zwei Produkten desselben Herstellers zum Tragen kommen. Lohnt es sich, 1000 Euro mehr in die Hand zu nehmen, oder kann man sich diese locker sparen?
Erster Höreindruck
Nach dem Anschließen wurden beide Lautsprecherpaare auf das gleiche Lautstärkeniveau bei der Wiedergabe gepegelt, um einen fairen Vergleich anstellen zu können. Dabei fiel auf, dass der Level-Regler hinten an den T5V nicht gerastert ist. Das gibt einen kleinen Punktabzug, ist aber vermutlich durch den Preis gerechtfertigt. Einen zweiten Punktabzug gibt es von mir, weil der LED-Indikator für "An" oder "Aus" sich hinten und nicht vorne befindet.
Wie klingen sie denn nun? Beim allerersten Hören dachte ich: Wow. Mit Musik als Ausgangsmaterial wirken die T5V druckvoll und haben ordentlich Tiefgang, auch bei Sprachaufnahmen zeigen sie präsente Bässe und insgesamt etwas, das ich mit "Fülle" beschreiben würde. Die T5V machen Freude. Sind die teuren P11A damit entlarvt?
Im Vergleich
Freude ist wichtig, genauso aber auch eine möglichst neutrale Wiedergabe. Schnell wird klar, wo der Preis- und damit auch Qualitätsunterschied zwischen den günstigen T5V und den teureren P11A liegt. Schaltet man häufiger zwischen ihnen hin und her, verdeutlicht sich eine leichte Überbetonung der Bässe bei den T5V. Zum Hören im Sinne von Konsumieren kann das viel Spaß machen, zum kritischen Beurteilen von Sprachaufnahmen könnte das aber mitunter in die Irre führen. Die P11A sind im Bassbereich vergleichsweise schüchtern. Dazu zeigen sie uns Hörenden, was die Begriffe "Textur" und "Hochauflösend" im Bereich Mitten und Höhen wirklich bedeuten. Hier fallen die T5V undifferenzierter aus. Die dritte große Auffälligkeit neben Bässen und Höhen ist das Stereobild. Die T5V wirken eng im Vergleich zu den P11A. Trotzdem ist das alles meckern auf hohem Niveau, denn für ihre niedrige Preiskategorie bieten die Adam T5V einen soliden, klaren Klang, mit dem man durchaus arbeiten kann.
Fazit: T5V für Podcast-Postproduction
Letztendlich wird klar, wie sehr doch die Qualität vieler Komponenten zusammenfließen, und wie sich dies im Preis widerspiegelt. Die Technologie ist inzwischen so weit fortgeschritten, dass selbst verhältnismäßig preisgünstige Lautsprecher von heute sich mit professionellem und wesentlich teurerem Equipment von vor 20 Jahren messen lassen können.
Die T5V sind sicherlich treue Diener beim Schneiden, Montieren und Abmischen von Podcasts. Sie zeigen, wo es näselt, mumpft oder S-Laute aus dem Rahmen fallen (hier sind die P11A noch ungnädiger). Für Heim- und Projektstudios können sie eine praktikable Basis darstellen, die nicht zu viel finanziellen Aufwand fordert. Wem die Bässe der T5V doch zu viel sind, kann sie mit dem Low-Shelf-Filter absenken. Am besten – so meine persönliche Empfehlung – hört man die Mischung noch einmal mit Kopfhörern gegen. So treten vermeintliche Über- oder Unterbetonungen hervor und man kann sich ein realistisches Bild vom Klang machen.