2. Staffel 'Cui Bono'
Wer hat Angst vorm Drachenlord? Der Podcast
Ist das der Podcast des Jahres? Cui Bono geht in die zweite Staffel. Diesmal geht es um Rainer Winkler, auch bekannt als Drachenlord.
Seien die Vampire erst einmal drin, werde man sie nicht mehr los. "Es gibt keine Zauberformel, die das wieder rückgängig machen kann", erklärt Khesrau Behroz. Sphärische Gruselmusik startet, der Ton ist gesetzt für die heute beginnende, zweite Staffel des Erfolgs-Podcasts Cui Bono.
Die erste Cui Bono-Staffel drehte sich um die Geschichte des Moderatoren und Verschwörungsideologen Ken Jebsen. Unterhaltsam und detailreich legte das Team um Behroz damals dar, welche Mechanismen hinter Verschwörungserzählungen stecken und wie Jebsen ihnen Vorschub leistete. Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen? spielte im Grenzland zwischen Dokumentation und Entertainment. Kaum ein deutscher Podcast wurde je so gefeiert, keine Produktion mit so vielen Preisen bedacht.
Undone hat keine Angst vorm Drachenlord
Man kann Behroz' und seiner Produktionsfirma Undone kaum vorwerfen, sie würden tief hängende Früchte pflücken. Die Themen, derer sie sich annehmen, gehören zu den kontroversesten, sperrigsten und aufgeladensten unserer Zeit. Im Falle der 2. Staffel Cui Bono fragen sie: Wer hat Angst vorm Drachenlord?
Der Drachenlord heißt eigentlich Rainer Winkler. In seiner rund zehnjährigen Internetkarriere zog der YouTuber aus Franken ein beispielloses Maß an Hass, Anfeindungen, Drohungen und Angriffen auf sich. Sein selbstgewählter Name, Drachenlord, wurde deutschlandweit zum Synonym für Cybermobbing und Hass im Internet.
Diejenigen, die diesen Hass ausüben, sind die sogenannten Haider (engl. von Hate = Hass). Zwischen dem Drachenlord und diesen Antifans setzte sich eine bis heute andauernde Spirale aus Angriffen und Gegenangriffen in Gang, bei der beide Seiten wiederholt zu Tätern und Opfern werden. Viele dieser Attacken spielten sich vor dem Haus Winklers ab, wo er tausendfach aufgesucht wurde. Winkler selbst wurde mehrfach zu Bewährungsstrafen verurteilt, einige der Haider sogar zu Haftstrafen. Mittlerweile ist der Drachenlord wohnungslos.
Wer sind die Haider? Cui Bono identifiziert sie als die Antifans, die dem Drachenlord nachstellen, ihn bedrohen und ihn angreifen. Rainer Winkler selbst fasst den Begriff weiter. Prinzipiell jeder, der Winkler seiner Ansicht nach nicht ausreichend unterstützt, fällt in diese Kategorie. Auch Journalisten, Polizisten oder YouTuber, die Kooperationen ablehnten, zählten in der Vergangenheit bereits dazu."
Podcast: Kontroversen um den Drachenlord
Die Geschichte des Drachenlords mag im ersten Moment simpel klingen: unzählige, hasserfüllte Täter attackieren einen wehrlosen Mann. Und obwohl das die grässliche Wahrheit und offensichtlich Unrecht ist, ist die ganze Geschichte ungleich komplexer.
Im Fall Drachenlord gibt es keine einfachen Antworten. Wenn es sie gäbe, dann könnte er nicht seit Jahren die Öffentlichkeit, Medien und Justiz auf Trab halten - und Material für den womöglich erfolgreichsten Doku-Podcast Deutschlands wäre er dann auch kaum. Das Cui Bono-Team scheint sich in einem Punkt jedoch besonders sicher zu sein:
"Denn eine Sache ist klar: Rainer Winkler ist in allererster Linie ein Opfer."Cui Bono Pressematerial
Und auch das mag in Teilen stimmen. Doch entgegen einer weit verbreiteten Meinung ist der Drachenlord keineswegs nur ein unschuldiges Opfer.
Rainer Winkler: Mehr als nur ein Opfer
Zu diesem Schluss kommen nicht nur seine Haider, sondern auch die Anti-Mobbing-Beratung Hate Aid. Sie lehnte es ab, Winkler zu beraten, da der mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung und Intelligenzminderung diagnostizierte YouTuber, so die Organisation, selbst digitale Gewalt ausübt.
Haider gibt es beim Drachenlord seit der ersten Stunde. Immer wieder schaffen sie es, Winkler so sehr zu provozieren, dass er ausrastet. Der Drachenlord auf der anderen Seite ist stets darum bemüht, so viel Aufmerksamkeit wie möglich auf sich zu ziehen. Dazu ist ihm jedes Mittel recht. Als die Besuche vor seinem Haus bereits ein bedenkliches Maß annahmen, lud er beispielsweise noch öffentlich zum Posterverkauf auf seinem Grundstück ein.
Mit seinen Wutausbrüchen, Lügen sowie gezielten Provokationen gibt er nicht nur seinen Peinigern immer weiter Futter, sondern transformiert auch einstmals neutral oder positiv gestimmte Beobachter zu neuen Antifans. So dreht die Spirale sich ewig weiter. Ist Winkler also ein Opfer? Definitiv. Die Frage, welchen Anteil er daran hat, ist indes deutlich schwieriger zu beantworten.
Diese Aspekte sollen den fürchterlichen Hass, der dem Drachenlord entgegenschlägt, keineswegs rechtfertigen. Es ist nach wie vor eine menschenverachtende Dynamik, die keine Gewinner hervorbringt. Wie eingangs bereits erwähnt, die gesamte Geschichte ist unfassbar komplex.
Drachenlord-Podcast anhören
Cui Bono bleibt seiner Linie treu und denkt über den Einzelfall hinaus. Der Podcast fragt: Was hat das alles mit uns zu tun? Und was sagt es über eine Gesellschaft aus, in der solche unheimlichen Dynamiken sich entwickeln? Undone und Studio Bummens suchen nach Antworten. Wie ein Reiseführer begleitet Khesrau Behroz die Zuhörer durch eine reale Geschichte, in der ein bizarres Ereignis das nächste jagt.
Nicht nur Cui Bono befasst sich mit dem Fall des Drachenlords. Auch der Streamingdienst Netflix denkt momentan über eine Dokumentation nach, die angeblich 2023 erscheinen soll.
Die Episoden von Cui Bono: Wer hat Angst vorm Drachenlord? erscheinen ab dem 17. November immer donnerstags überall, wo es Podcasts gibt. Bei dem kostenpflichtigen Streamingdienst RTL+ Musik sind die ersten vier Episoden ab sofort verfügbar.