Formel 1-Podcasts bleiben eine Seltenheit!

Seit der Übernahme durch Liberty Media im Jahr 2016 geht es für die Formel 1 wieder Bergauf. Ob vor dem Fernseher oder an der Strecke, die Zahlen steigen. Und selbst die Übermacht von Max Verstappen ließ den Hype 2023 nur bedingt abklingen. 

Das Interesse für Motorsport schwindet

Die Formel 1 ist im Hype und man könnte denken, das überträgt sich auch auf die Podcast-Landschaft. Doch wer auf Vielfalt und eine große Anzahl an Formel 1-Podcasts hofft, der wird enttäuscht, zumindest in Deutschland. Denn der weltweite Hype um die Formel 1 ist nicht gleichbedeutend mit dem Wachstum in Deutschland. Hier verliert Motorsport immer mehr an Bedeutung. So verfolgen die F1 Saison 2023 im Durchschnitt nicht einmal 600.000 Menschen in Deutschland, 150.000 weniger als noch im Jahr davor. Das hat mehrere Gründe; kaum noch Rennen im Free-TV, ein unbesiegbarer Dominator und die schwindende Präsenz deutscher Fahrer sind nur einige Beispiele. Was bedeutet das für Formel 1-Podcasts?

Dieser immer weiter schwindende Enthusiasmus für die Formel 1 hat direkte Auswirkungen auf die Formel1-Podcast-Szene in Deutschland. Kleine unabhängige Journalisten ohne eine Redaktion im Rücken haben es schwer und Fan-Podcasts findet man schon gar nicht. Es entsteht das Gefühl: in Deutschland gibt es nur wenige Formel1-Podcasts.

Sinnbild für Formel 1-Podcasts in Deutschland

Mit Backstage Boxengasse hat Sky einen hauseigenen Podcast herausgebracht. In diesem sprechen die Sky-Mitarbeiter Peter Hardenacke, Sascha Roos und Sandra Baumgartner über die Geschehnisse in der Formel 1. Nach jedem Grand Prix diskutiert die Sky Crew über das vergangene Rennwochenende.

Das Trio bietet spannende Einblicke hinter die Kulissen eines Formel 1 Rennwochenendes und ist sehr gut vernetzt. Podcast-Hörer können sich sicher sein: aktuelle Gerüchte aus dem Fahrerlager hört ihr hier als erstes.

Doch es bleibt der Eindruck, dass viele Themen nur oberflächlich thematisiert werden und Inhalte abseits der Strecke wichtiger sind. Was fehlt, sind tiefergehende Analysen die sich mit den Themen auf der Strecke differenzierter Auseinandersetzen. Themen wie die Technik der Fahrzeuge oder der Fahrstil von Fahrern, um nur ein paar zu nennen. Auf die deutschen Fahrer wird oft mit deutsche Brille geschaut, für machen etwas zu viel. Es wird ein Boulevard ähnlicher Fokus gesetzt, obwohl die Sky Crew das Wissen und die Kontakte hat mehr auf die Wissensvermittlung zu setzen.

Unterhaltung und Insides werde bei Backstage Boxengasse dennoch immer geboten.

Der zweite große Formel 1-Podcast in Deutschland ist Starting Grid. Hier reden Kevin Scheuren und Dennis Lewandowski über die Formel 1. Beide nutzen einen eher ruhigen Redestil, was eine angenehme und entspannte Atmosphäre schafft. Auch die beiden Hosts vom Starting Grid sind in der Regel sehr gut informiert, weshalb ihr auch hier wichtige News nicht verpasst. Starting Grid ist seriös, bietet tolle Einblicke hinter die Kulissen und hat Interviewgäste aus der Motorsportwelt. Hier werden komplexere Themen besprochen und mit einem genaueren Blick analysiert. Weniger Fokus bekommen dafür Boulevard Themen.

Durch die Zusammenarbeit mit Motorsport-Total.com und Formel1.de, kommt Expertise bei Starting Grid nicht zu kurz.

Motorsport gehört den Redaktionen

Beide Podcasts bieten auf ihre Weise einen Mehrwert, unterhalten und präsentieren interessante Einblicke in die Motorsportwelt. Sowohl mit Backstage Boxengasse als auch Starting Grid wird man immer auf dem neuesten Stand bleiben und der Erfolg zeigt, dass beide Podcasts vieles richtig machen. Obwohl also inhaltlich alles abgedeckt ist, bleibt eine gewisse Lehre, wenn man sich die deutsche Formel 1 Landschaft anguckt.

Formel 1 Fanpodcasts sind selten

Hinter den großen Podcasts wird es nämlich dünn. Kaum ein anderer Formel 1-Podcast wird wahrgenommen und die Hörer werden letztendlich wieder auf die großen Podcasts zurückgreifen.

Was fehlt, ist etwas, das andere Sportarten vormachen. Egal ob großes Medienhaus oder leidenschaftlicher Fan, in der deutschen NFL-Podcast-Szene gibt es Vielfalt und davon nicht wenig. Podcaster brauchen keine große Redaktion im Hintergrund, die sie mit Insider-Infos versorgt. Jeder der sich genug mit dem Sport auseinandersetzt, kann auch einen Podcast dazu machen. Durch diese Vielfalt können sich Hörer genau den Podcast aussuchen, der zu ihnen passt. Das fehlt in der deutschen Formel 1-Landschaft.

Das bedeutet nicht, dass es keine anderen Formel 1-Podcasts abgesehen von den genannten zwei gibt. Ein Beispiel ist Boxenluder. In dem Podcast, mit sehr kreativem Namen, plaudert Host Sandra über Ereignisse der Formel 1. Wer sich einen Fan-Podcast mit ruhigen und informierenden Episoden wünscht, dem könnte dieser Podcast gefallen.

Ein weiterer Podcast ist Zu Schnell Für Manche, ein weiterer der wenigen Fan-Podcasts. Das es ein Fan-Podcast ist macht sich bemerkbar, Informationen aus erster Hand werden Hörer hier nicht bekommen, aber das ist nichts negatives, denn das macht Fan-Podcasts aus. Es geht nicht um große expertise oder Insiderwissen.Viel wichtiger ist die Unterhaltung, die Darstellung einer Perspektive in der sich die Hörer reinversetzen können. Etwas das die beiden Hosts sehr gut machen.

Lustige Unterhaltung bietet Zu Schnell Für Manche definitiv, aber auch Einschätzungen- eben aus Fansicht- können Hörer erwarten.

Die Anzahl kleinerer deutschsprachiger Formel 1-Podcasts ist jedoch deutlich geringer, als es in anderen Sportarten der Fall ist. Das liegt auch daran, dass viele kleine Podcaster schnell die Motivation verlieren und wieder aufhören.

Wie löst man die Formel 1 Dürre? 

Eine pauschale Lösung für dieses Problem gibt es nicht, aber ein Anfang wäre, so simpel es klingt, einfach loszulegen. Podcasten kann jeder, es braucht keine große Ausrüstung oder technische Fähigkeiten. Gerade wenn man eine Nische gefunden hat, die noch nicht viel bespielt wird, kann es sich lohnen dem podcasten eine Chance zu geben.

Wer Lust hat, über die Formel 1 zu sprechen, sollte sich einfach ausprobieren. Wer ein Gespür für Unterhaltung hat und Geduld mitbringt, der kann sich hier etwas aufbauen. Im Gegensatz zu dem oft gesagten, kann es nicht zu viele Podcasts geben.