Transparenz
Wie viele Follower haben Podcasts auf Spotify?
Erstellt: 24. Apr 2024
Besonders transparent waren Podcasts nie, doch Spotify will das ändern. Followerzahlen sind nun öffentlich einsehbar - leider nicht für alle Podcasts.
Podcasts haben ihre unbestreitbaren Stärken. Eine davon ist die robuste, dezentrale Infrastruktur, die Podcasts für jeden zugänglich und überall abrufbar macht. Ein Hoch auf RSS-Feeds, die Podcasts in der Form, die wir alle kennen und lieben, überhaupt erst möglich gemacht haben. Ohne sie hätten Podcasts sich wohl nie so einfach abrufen und abonnieren lassen.
Allerdings gehen mit manchen Stärken auch Schwächen einher. Im Fall von Podcasts führt ihr dezentrales, RSS-basiertes Herz, das sich über unzählige Podcaster, Hosting-Dienste, Podcatcher, Websites und Podcast-Apps erstreckt, auch zu mangelnder Transparenz. Lange Zeit fehlten gemeinsame Nenner, Normen und Standards. Salopp könnte man sagen, am Podcast-Markt habe jeder sein eigenes Süppchen gekocht - und die ersten 15 Jahre lang war das auch in Ordnung so.
Doch der Podcast-Markt professionalisiert sich immerzu, sodass das Klein-Klein der Vergangenheit dem Medium Podcast immer weniger gerecht wird. Publisher, Podcaster und Werbetreibende wünschten sich vergleichbare Metriken, verlässliche Zahlen und mehr Markteinblicke - völlig zurecht. Wieso sollten sie in Podcasts investieren, wenn gar nicht klar ist, was sie dafür bekommen? Standards wie die Vorgaben von IAB oder die genormte Messung valider Downloads der ma Podcast sollten das Transparenzproblem lösen, doch das ist nach wie vor ein Prozess.
Besser als Podcasts
Wohlwollende Stimmen könnten meinen, dass die inhärenten Schwächen von Podcasts, also die mangelhafte Transparenz, einer der Hauptgründe gewesen sei, wieso Spotify eine eigene technische Infrastruktur entwickelte. Statt auf die bislang üblichen Downloads setzen die Schweden auf Streaming, statt offener RSS-Technologie auf ein geschlossenes System. Podcasts sollten größer werden und ihre Schwächen überkommen. Podcasts auf Spotify sollten wie Podcasts sein - nur besser.
Weniger wohlwollende Stimmen behaupten indes, Spotify versuche mit seiner eigenen Infrastruktur, möglichst große Teile des Podcast-Marktes für sich zu vereinnahmen. Beim Spotifys All Ears Summit 2023 äußerte James Cridland, Redakteur bei Podnews, sinngemäß, er habe den Eindruck, Spotify wolle nicht der beste, sondern eher der einzige Player am Podcast-Markt werden. Zahlreiche Unternehmenskäufe wie der von Parcast, Locker Room, Megaphone und Anchor unterstrichen Spotifys Führungsanspruch. Sie verleihen dem Unternehmen eine bemerkenswerte Marktmacht. Wer führen will, muss sich auch an Ergebnissen messen lassen: Macht Spotify Podcasts also wirklich besser, als sie auf RSS-Basis waren?
Transparenz light bei Spotify
Spotify gehört zu den größten Podcast-Playern der Welt und nimmt insbesondere in Europa eine führende Rolle ein. Doch konnten die Schweden die kardinalen Probleme des Podcastings lösen? Wurde Podcasting wirklich transparenter, messbarer, einsichtiger? Die Antwort war ernüchternd. Spotify erlaubte kaum Einblicke in seinen 'Walled Garden', listet seine hauseigenen Produktionen nicht in der ma Podcast und hält sich zu den Abrufzahlen seiner Podcasts meist bedeckt. Zudem scheint auch Spotifys IAB-Zertifizierung ausgelaufen zu sein.
Erst jüngst führte das Unternehmen ein Feature ein, das eine Wende markieren könnte. Zum ersten Mal können User die Follower-Anzahl von Podcasts in der App ablesen. Das ist zwar kein riesiger Meilenstein, aber womöglich ein erster Schritt. Podcast-Hörer finden auf der jeweiligen Podcast-Seite ein kleines Rechteck, links neben dem 'Folgen'-Button. Dahinter verbirgt sich Spotifys neue Slide-Funktion, die in Optik und Haptik an TikTok erinnert.
Neugierige finden hier kurze Snippets zu einzelnen Podcast-Episoden. Auf der rechten Seite steht eine kleine Zahl, die die Abonnentenzahl des Podcasts präsentiert. Es geht dabei leider nur um die Follower auf Spotify, Abonnenten anderer Plattformen wie Apple Podcasts, YouTube, podcast.de oder Pocket Casts werden dort nicht ausgewiesen. Kleine Podcasts zeigt Spotify übrigens jeweils als <1K Abonnenten an.
Über Spotifys Motive zu diesem Feature lässt sich nur mutmaßen. War es der Gedanke, dass Podcasts mehr Transparenz benötigen? Womöglich. Vielleicht geht es aber auch eher darum, vielversprechende Features von Konkurrenzplattformen wie YouTube oder Spotify zu kopieren. Denn dort sind Abonnenten- und Abrufzahlen für jeden Nutzer einsehbar. Und im Vergleich dazu bleibt Spotify auch weiterhin zurück, denn Podcast-Abrufe sind bislang auch weiterhin nicht öffentlich.
Spotify bietet Transparenz light, und die auch nur für manche Podcasts. Während die Abonnentenzahlen für Fest & Flauschig mit Jan Böhmermann und Olli Schulz nun bekannt sind, bleibt die Abonnentenzahl des Dickschiffs Gemischtes Hack weiterhin ein Geheimnis.