Michael Kohlhaas by Heinrich von Kleist
An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, ein Roßhändler, namens Michael Kohlhaas, Sohn eines Schulmeisters, einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit...
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An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechzehnten
Jahrhunderts, ein Roßhändler, namens Michael Kohlhaas, Sohn eines
Schulmeisters, einer der rechtschaffensten zugleich und
entsetzlichsten Menschen seiner Zeit. – Dieser außerordentliche
Mann würde, bis in sein dreißigstes Jahr für das Muster eines guten
Staatsbürgers haben gelten können. Er besaß in einem Dorfe, das
noch von ihm den Namen führt, einen Meierhof, auf welchem er sich
durch sein Gewerbe ruhig ernährte; die Kinder, die ihm sein Weib
schenkte, erzog er, in der Furcht Gottes, zur Arbeitsamkeit und
Treue; nicht einer war unter seinen Nachbarn, der sich nicht seiner
Wohltätigkeit, oder seiner Gerechtigkeit erfreut hätte; kurz, die
Welt würde sein Andenken haben segnen müssen, wenn er in einer
Tugend nicht ausgeschweift hätte. Das Rechtgefühl aber machte ihn
zum Räuber und Mörder. (1. Absatz des Buchs)
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