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Podcast by Hamburger Institut für Sozialforschung

Episoden

10. Dezember 2025. Laura Wolters: Notfalllibertäre, Postliberale, Verfassungspatrioten?
11.12.2025
1 Stunde 31 Minuten
Die radikale Rechte und ihr Verhältnis zur Freiheit Wie hält es die radikale Rechte mit der Freiheit? Üblicherweise wird das Verhältnis zwischen beiden als Gegensatzpaar gedacht, gar als offene Feindschaft: Zu ausdrücklich autoritär der Kern der rechten Ideologie, zu erklärtermaßen illiberal insbesondere die europäischen (Vor )Denker. Die Vorstellung vom Liberalismus als »Hauptfeind« zieht sich durch das rechte Denken des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Allerdings – spätestens seit der Pandemie und den Erfolgen des Trumpismus ist offensichtlich, dass sich die Freiheit vom rechten Unwort zum Kampfbegriff gewandelt hat. Die Inanspruchnahme von Freiheitsrechten, etwa von Meinungsfreiheit und dem Schutz vor staatlichen Zugriffen auf die Lebensführung, hat sich zum Herzstück rechter Agitation und Mobilisierung entwickelt. Dabei handelt es sich um eine ideelle Transformation, die nicht ohne Spannungen und Brüche vonstattengeht. Ideologie oder theorieproduzierende Akteure müssen die so neu entdeckte Freiheit entweder in ihr bestehendes Koordinatensystem rechter Ideen einpassen oder sich ihr verwehren, sie müssen sich selbst und anderen plausibel machen, warum sie nun Verfechter vormals verhasster Ideen sind und sie müssen darüber reflektieren, was sie damit eigentlich aufgeben. Diese sozialen Prozesse sind alles andere als nebensächlich, baut die rechtspopulistische Erfolgswelle der letzten Jahre doch genau auf jene Anpassungsfähigkeit rechter Ideen. Dr. Laura Wolters, Sozialwissenschaftlerin, Wissenschaftlerin in der Forschungsgruppe »Demokratie und Staatlichkeit« Moderation: Prof. Dr. Wolfgang Knöbl, Soziologe, Direktor des Hamburger Instituts für Sozialforschung.
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28. Oktober 2025. Bücher am HIS: Versteuern, Verschulden, Vergesellschaften
17.11.2025
1 Stunde 46 Minuten
Der Staatshaushalt als Herrschaftsordnung Vorstellung des 43. Sonderbandes der Zeitschrift Leviathan: Politische Theorien öffentlicher Finanzen. Zur (De-)Politisierung von Geld, Eigentum und Steuern (Nomos, 2025) Kaum ein politischer Konflikt ist uns so vertraut wie der Streit um die öffentlichen Finanzen. Wem sollten größere Steuerlasten für den Betrieb des Gemeinwesens zugemutet werden, wem stehen staatliche Zuwendungen zu, wie viele und welche Schulden vertragen der Bundeshaushalt und kommende Generationen? Antworten, wenigstens intuitive, dürften viele Menschen rasch bei der Hand haben. Das theoretische Fundament des Politikfeldes der Staatsfinanzen ist der Forschung allerdings brüchig geworden: Einstmals vertraute Begriffe wie Geld, Eigentum oder Steuern werden aufgearbeitet, eingeschriebene Macht und Ungleichheitsverhältnisse kommen zum Vorschein, vermeintliche Sachzwänge werden mit Alternativen konfrontiert. Zurück bleiben Leerstellen im öffentlichen Sprechen über die Finanzierung unseres Gemeinwesens, ihre Verfahren, Mittel und Grenzen – kurz: es braucht Arbeit an den politischen Theorien öffentliche Finanzen, sowohl akademisch wie auch gesellschaftlich. David Hengsbach, Soziologe, forscht und lehrt als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Wirtschaftssoziologie der Goethe- Universität Frankfurt am Main. Prof. Dr. Sebastian Huhnholz, Politikwissenschaftler und Ideenhistoriker, Privatdozent der LMU München und Gastwissenschaftler am HIS, vertritt derzeit die Professur Political and Legal Theory an der FU Berlin. Dr. Martyna Linartas, Politikwissenschaftlerin; forscht und lehrt als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Freien Universität Berlin sowie an der Hochschule für Gesellschaftsgestaltung in Koblenz Dr. Eva Weiler, Philosophin, Akademische Rätin a. Z. an der Professur für Praktische Philosophie der Universität Duisburg-Essen. Moderation: Dr. Aaron Sahr, Wirtschaftssoziologe und Leiter der Forschungsgruppe »Monetäre Souveränität« am HIS. Eine Fortsetzung der Diskussion des Bandes wird – in anderer Besetzung – im Frühjahr 2026 am WZB stattfinden.
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11. November 2025. Bücher am HIS. Die Politik der Wirtschaft
12.11.2025
1 Stunde 47 Minuten
Max Webers Wirtschafts- und Finanzsoziologie Dass der sozialwissenschaftliche Großklassiker Max Weber (1864-1920) auch Wirtschaftssoziologe und Finanzökonom war, lässt schon der Titel seines berühmten Hauptwerks »Wirtschaft und Gesellschaft« erahnen. Dennoch sind Spannbreite und Systematik von Webers Denken über Wirtschaftsformen, Börsen, Zahlungsmittel, öffentliche Kredite, Parteifinanzierung oder ganze fiskalische Herrschaftssysteme erstaunlich wenig diskutiert. Jüngere Publikationen erweitern diesen Blick. Dazu zählt, dass Andrea Maurer jüngst »Max Weber’s Sociological Thought on the Economy« herausgab (Agenda; Newcastle 2024) und Sebastian Huhnholz 2025 am Hamburger Institut für Sozialforschung das Buch »Der andere Ökonom« abschloss, das Weber als fiskalpolitischen Agenten der demokratischen Revolution von 1918/19 interpretiert. Unter Leitung Lars Döpkings, dessen weberianische Studie »Fiskalische Herrschaft« 2023 in der Hamburger Edition erschien, bringt der Abend verschiedene sozialwissenschaftliche Perspektiven miteinander ins Gespräch. Zu fragen ist, was uns Max Weber über heutige Wirtschaftsumbrüche und Staatsfinanzkrisen lehrt. Prof. Dr. Andrea Maurer, ist Professorin für Soziologie mit dem Schwerpunkt Wirtschaftssoziologie an der Universität Trier. Von 2019–2024 war sie Sprecherin des Forschungsnetzwerks »Economic Sociology« der European Sociological Assocation. Prof. Dr. Sebastian Huhnholz, Politikwissenschaftler und Ideenhistoriker, Privatdozent der LMU München und Gastwissenschaftler am HIS, vertritt derzeit die Professur Political and Legal Theory an der FU Berlin. Moderation: Dr. Lars Döpking, Historischer Soziologe, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Historischen Institut in Rom, externes Mitglied der Forschungsgruppe Monetäre Souveränität am HIS.
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9. September 2025. Jan Philipp Reemtsma: „Etwas mehr Nomos ins Leben bringen“ bringen“
08.10.2025
57 Minuten
Lars Clausens Staunen über Schlangen Lars Clausen widmet sich in einem Aufsatz von 1981 dem Phänomen der (Warte)Schlangen. Der Aufsatz „Schlangen“ mit dem ein wenig rätselhaften Untertitel „Exkursion in den Quellsumpf der Theorien“ versucht das Phänomen der spontan und ohne Nötigung sich bildenden Schlangen nebst ihren zunächst irritierenden Eigenschaften anhand eigener und angeleiteter Beobachtungen seines Seminars näher zu bestimmen. Warum machen Leute das, wenn sie nicht müssen? Der Aufsatz macht einen Sprung von den Beobachtungsbefunden in eine weitgreifende Spekulation (und versucht dabei Soziologie mit der Kulturkritik ein wenig zu versöhnen). Der Vortragende versucht, die Spekulation noch ein wenig weiter zu treiben. Jan Philipp Reemtsma ist Gründer und Vorstand der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Kultur, der Arno Schmidt Stiftung sowie Gründer und bis März 2015 Leiter des Hamburger Instituts für Sozialforschung. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Ferdinand Tönnies Gesellschaft statt.
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30. September 2025. Heiko Biehl: Die Wehrpflicht — mehr als ein Rekrutierungstool?
07.10.2025
52 Minuten
Thesen und Befunde zu einer Form des militärischen Dienstes Seit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine wird in Politik, Öffentlichkeit, Streitkräften und Wissenschaft über eine Reaktivierung der Wehrpflicht diskutiert. Dabei sind die Auseinandersetzungen selten auf militärisch-funktionale Aspekte, wie die Personalgewinnung, beschränkt. Vielmehr sind mit der Wehrpflicht weit darüberhinausgehende Erwartungen, Hoffnungen und Befürchtungen verbunden. Den Befürworterinnen und Befürwortern gelten Wehrpflichtarmeen als gesellschaftlich stärker verankert als Freiwilligenarmeen, nicht zuletzt, weil sich ihr Personal aus allen sozialen Bereichen rekrutiere. Die Wehrpflicht sei das »legitime Kind der Demokratie« (so bereits Bundespräsident Heuss) und sorge für eine gerechte Verteilung der Verteidigungslasten. Dem steht die Sorge entgegen, die Wehrpflicht trage militärische Denkweisen in die Zivilgesellschaft und stabilisiere überkommene Geschlechtervorstellungen. Mit ihrem Zwangscharakter passe sie nicht zum Wesen liberaler Gesellschaften. Der Vortrag diskutiert und differenziert diese Annahmen und Kritikpunkte und gleicht sie mit dem militärsoziologischen Forschungsstand ab. Dr. Heiko Biehl, Politikwissenschaftler und Soziologe; Leiter des Forschungsbereichs Militärsoziologie am Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam Moderation: Prof. Dr. Wolfgang Knöbl, Soziologe und Direktor des Hamburger Instituts für Sozialforschung Ein Veranstaltung der Reihe Die Verfassung der Freiheit - Demokratieprobleme der Gegenwart
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