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Episoden
11.12.2025
1 Stunde 31 Minuten
Die radikale Rechte und ihr Verhältnis zur Freiheit Wie hält es die
radikale Rechte mit der Freiheit? Üblicherweise wird das Verhältnis
zwischen beiden als Gegensatzpaar gedacht, gar als offene
Feindschaft: Zu ausdrücklich autoritär der Kern der rechten
Ideologie, zu erklärtermaßen illiberal insbesondere die
europäischen (Vor )Denker. Die Vorstellung vom Liberalismus als
»Hauptfeind« zieht sich durch das rechte Denken des 20.
Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Allerdings – spätestens seit der
Pandemie und den Erfolgen des Trumpismus ist offensichtlich, dass
sich die Freiheit vom rechten Unwort zum Kampfbegriff gewandelt
hat. Die Inanspruchnahme von Freiheitsrechten, etwa von
Meinungsfreiheit und dem Schutz vor staatlichen Zugriffen auf die
Lebensführung, hat sich zum Herzstück rechter Agitation und
Mobilisierung entwickelt. Dabei handelt es sich um eine ideelle
Transformation, die nicht ohne Spannungen und Brüche
vonstattengeht. Ideologie oder theorieproduzierende Akteure müssen
die so neu entdeckte Freiheit entweder in ihr bestehendes
Koordinatensystem rechter Ideen einpassen oder sich ihr verwehren,
sie müssen sich selbst und anderen plausibel machen, warum sie nun
Verfechter vormals verhasster Ideen sind und sie müssen darüber
reflektieren, was sie damit eigentlich aufgeben. Diese sozialen
Prozesse sind alles andere als nebensächlich, baut die
rechtspopulistische Erfolgswelle der letzten Jahre doch genau auf
jene Anpassungsfähigkeit rechter Ideen. Dr. Laura Wolters,
Sozialwissenschaftlerin, Wissenschaftlerin in der Forschungsgruppe
»Demokratie und Staatlichkeit« Moderation: Prof. Dr. Wolfgang
Knöbl, Soziologe, Direktor des Hamburger Instituts für
Sozialforschung.
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17.11.2025
1 Stunde 46 Minuten
Der Staatshaushalt als Herrschaftsordnung Vorstellung des 43.
Sonderbandes der Zeitschrift Leviathan: Politische Theorien
öffentlicher Finanzen. Zur (De-)Politisierung von Geld, Eigentum
und Steuern (Nomos, 2025) Kaum ein politischer Konflikt ist uns so
vertraut wie der Streit um die öffentlichen Finanzen. Wem sollten
größere Steuerlasten für den Betrieb des Gemeinwesens zugemutet
werden, wem stehen staatliche Zuwendungen zu, wie viele und welche
Schulden vertragen der Bundeshaushalt und kommende Generationen?
Antworten, wenigstens intuitive, dürften viele Menschen rasch bei
der Hand haben. Das theoretische Fundament des Politikfeldes der
Staatsfinanzen ist der Forschung allerdings brüchig geworden:
Einstmals vertraute Begriffe wie Geld, Eigentum oder Steuern werden
aufgearbeitet, eingeschriebene Macht und Ungleichheitsverhältnisse
kommen zum Vorschein, vermeintliche Sachzwänge werden mit
Alternativen konfrontiert. Zurück bleiben Leerstellen im
öffentlichen Sprechen über die Finanzierung unseres Gemeinwesens,
ihre Verfahren, Mittel und Grenzen – kurz: es braucht Arbeit an den
politischen Theorien öffentliche Finanzen, sowohl akademisch wie
auch gesellschaftlich. David Hengsbach, Soziologe, forscht und
lehrt als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für
Wirtschaftssoziologie der Goethe- Universität Frankfurt am Main.
Prof. Dr. Sebastian Huhnholz, Politikwissenschaftler und
Ideenhistoriker, Privatdozent der LMU München und
Gastwissenschaftler am HIS, vertritt derzeit die Professur
Political and Legal Theory an der FU Berlin. Dr. Martyna Linartas,
Politikwissenschaftlerin; forscht und lehrt als wissenschaftliche
Mitarbeiterin an der Freien Universität Berlin sowie an der
Hochschule für Gesellschaftsgestaltung in Koblenz Dr. Eva Weiler,
Philosophin, Akademische Rätin a. Z. an der Professur für
Praktische Philosophie der Universität Duisburg-Essen. Moderation:
Dr. Aaron Sahr, Wirtschaftssoziologe und Leiter der
Forschungsgruppe »Monetäre Souveränität« am HIS. Eine Fortsetzung
der Diskussion des Bandes wird – in anderer Besetzung – im Frühjahr
2026 am WZB stattfinden.
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12.11.2025
1 Stunde 47 Minuten
Max Webers Wirtschafts- und Finanzsoziologie Dass der
sozialwissenschaftliche Großklassiker Max Weber (1864-1920) auch
Wirtschaftssoziologe und Finanzökonom war, lässt schon der Titel
seines berühmten Hauptwerks »Wirtschaft und Gesellschaft« erahnen.
Dennoch sind Spannbreite und Systematik von Webers Denken über
Wirtschaftsformen, Börsen, Zahlungsmittel, öffentliche Kredite,
Parteifinanzierung oder ganze fiskalische Herrschaftssysteme
erstaunlich wenig diskutiert. Jüngere Publikationen erweitern
diesen Blick. Dazu zählt, dass Andrea Maurer jüngst »Max Weber’s
Sociological Thought on the Economy« herausgab (Agenda; Newcastle
2024) und Sebastian Huhnholz 2025 am Hamburger Institut für
Sozialforschung das Buch »Der andere Ökonom« abschloss, das Weber
als fiskalpolitischen Agenten der demokratischen Revolution von
1918/19 interpretiert. Unter Leitung Lars Döpkings, dessen
weberianische Studie »Fiskalische Herrschaft« 2023 in der Hamburger
Edition erschien, bringt der Abend verschiedene
sozialwissenschaftliche Perspektiven miteinander ins Gespräch. Zu
fragen ist, was uns Max Weber über heutige Wirtschaftsumbrüche und
Staatsfinanzkrisen lehrt. Prof. Dr. Andrea Maurer, ist Professorin
für Soziologie mit dem Schwerpunkt Wirtschaftssoziologie an der
Universität Trier. Von 2019–2024 war sie Sprecherin des
Forschungsnetzwerks »Economic Sociology« der European Sociological
Assocation. Prof. Dr. Sebastian Huhnholz, Politikwissenschaftler
und Ideenhistoriker, Privatdozent der LMU München und
Gastwissenschaftler am HIS, vertritt derzeit die Professur
Political and Legal Theory an der FU Berlin. Moderation: Dr. Lars
Döpking, Historischer Soziologe, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Deutschen Historischen Institut in Rom, externes Mitglied der
Forschungsgruppe Monetäre Souveränität am HIS.
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08.10.2025
57 Minuten
Lars Clausens Staunen über Schlangen Lars Clausen widmet sich in
einem Aufsatz von 1981 dem Phänomen der (Warte)Schlangen. Der
Aufsatz „Schlangen“ mit dem ein wenig rätselhaften Untertitel
„Exkursion in den Quellsumpf der Theorien“ versucht das Phänomen
der spontan und ohne Nötigung sich bildenden Schlangen nebst ihren
zunächst irritierenden Eigenschaften anhand eigener und
angeleiteter Beobachtungen seines Seminars näher zu bestimmen.
Warum machen Leute das, wenn sie nicht müssen? Der Aufsatz macht
einen Sprung von den Beobachtungsbefunden in eine weitgreifende
Spekulation (und versucht dabei Soziologie mit der Kulturkritik ein
wenig zu versöhnen). Der Vortragende versucht, die Spekulation noch
ein wenig weiter zu treiben. Jan Philipp Reemtsma ist Gründer und
Vorstand der Hamburger Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und
Kultur, der Arno Schmidt Stiftung sowie Gründer und bis März 2015
Leiter des Hamburger Instituts für Sozialforschung. Die
Veranstaltung fand in Kooperation mit der Ferdinand Tönnies
Gesellschaft statt.
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07.10.2025
52 Minuten
Thesen und Befunde zu einer Form des militärischen Dienstes Seit
dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine wird in Politik,
Öffentlichkeit, Streitkräften und Wissenschaft über eine
Reaktivierung der Wehrpflicht diskutiert. Dabei sind die
Auseinandersetzungen selten auf militärisch-funktionale Aspekte,
wie die Personalgewinnung, beschränkt. Vielmehr sind mit der
Wehrpflicht weit darüberhinausgehende Erwartungen, Hoffnungen und
Befürchtungen verbunden. Den Befürworterinnen und Befürwortern
gelten Wehrpflichtarmeen als gesellschaftlich stärker verankert als
Freiwilligenarmeen, nicht zuletzt, weil sich ihr Personal aus allen
sozialen Bereichen rekrutiere. Die Wehrpflicht sei das »legitime
Kind der Demokratie« (so bereits Bundespräsident Heuss) und sorge
für eine gerechte Verteilung der Verteidigungslasten. Dem steht die
Sorge entgegen, die Wehrpflicht trage militärische Denkweisen in
die Zivilgesellschaft und stabilisiere überkommene
Geschlechtervorstellungen. Mit ihrem Zwangscharakter passe sie
nicht zum Wesen liberaler Gesellschaften. Der Vortrag diskutiert
und differenziert diese Annahmen und Kritikpunkte und gleicht sie
mit dem militärsoziologischen Forschungsstand ab. Dr. Heiko Biehl,
Politikwissenschaftler und Soziologe; Leiter des Forschungsbereichs
Militärsoziologie am Zentrum für Militärgeschichte und
Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam Moderation:
Prof. Dr. Wolfgang Knöbl, Soziologe und Direktor des Hamburger
Instituts für Sozialforschung Ein Veranstaltung der Reihe Die
Verfassung der Freiheit - Demokratieprobleme der Gegenwart
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Über diesen Podcast
Podcast by Hamburger Institut für Sozialforschung
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