Götter und Schriften rund ums Mittelmeer - Symposion in memoriam Friedrich Kittler
Symposion im ZKM_Medientheater, 19./20. Dezember 2012
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In seinem Lebenswerk hat Medientheoretiker Friedrich Kittler
(1943−2011), die Geschichte der Dichtung, der Philosophie, ja der
Kultur als solche vom Kopf auf die Füße ihrer technischen und
vortechnischen Medien gestellt. Was Aufschreibesysteme für die
Literatur, was Befehlssätze für programmierbare Maschinen, das ist
den Göttern das elementarste Medium im lateinischen Wortsinn von
elementa: Buchstaben. Das Symposion »Götter und Schriften rund ums
Mittelmeer«, noch zu Lebzeiten von dem deutschen Medientheoretiker
Friedrich Kittler selbst vorbereitet, widmet sich dieser Hypothese.
Wie bestimmen die Kontakte, Konkurrenzen, Innovationen der
verschiedenen Schriften und Alphabete seit der frühesten Antike
rund ums Mittelmeer die zukünftigen Geschicke des Abendlands? Seit
dem Neolithikum gibt es im Mittelmeerraum Kulturen, deren Alphabete
eng an Verwaltung und Handel, Befehlsflüsse und Gesetze gebunden
sind, aber auch eine Kultur, die ihr Alphabet aus dem Schreiben von
Musik und Gesangsvortrag, Vers und Götteranrufung schöpft. Einige
Schriften des Mittelmeers − in Keilen, Bildschriftzeichen,
Silbenschriften dargestellt − sind graphisch orientiert. Sie
schreiben von den Worten der Sprache meist Konsonanten oder
Konsonantengruppen. Andere, wie das griechische Alphabet, das als
erstes der Welt auch Vokale schreibt, sind phonetisch orientiert
und damit prinzipiell auf jede Sprache übertragbar. Mächtige
Gesetzesgötter einerseits strafen und befehlen. Der Verkehr mit
ihnen wird gesetzlich geregelt. Andererseits gibt es Götter, die
an- und abwesend sind. Der Verkehr mit ihnen wird nicht verwaltet,
sondern begangen. Wie sind diese verschiedenen Ausgestaltungen der
Götterwelten in den Schriftsystemen widergespiegelt?
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