Podcaster
Episoden
13.12.2025
28 Minuten
Was wäre, wenn Jesus das Down-Syndrom gehabt hätte? Und wie wäre
Gott, wenn er in einem mundgesteuerten Rollstuhl sässe? Die
«Theologie der Behinderung» wechselt die Perspektive und denkt Gott
verletzlich. Sarah Staub hat eine Erbkrankheit, durch die sie viele
Schmerzen hat. Als sie die Diagnose erhielt, hat sie sich vertieft
mit dem Thema Behinderung befasst und stiess auf das Buch «Der
behinderte Gott» von Nancy Eiesland. Es ist zum Standardwerk einer
«Theologie der Behinderung» geworden. Eiesland plädiert für neue
Symbole, damit Menschen mit Behinderung sich mit der Kirche
identifizieren und versöhnen können. Sarah Staub erzählt in
«Perspektiven», warum sie die Theologie der Behinderung so
hilfreich findet. Warum sie Heilungsgebete problematisch findet.
Und weshalb dieser Zugang ihr hilft, wieder an Gott zu glauben.
Erica Brühlmann-Jecklin ist stark geh- und sehbehindert und seit
Jahrzehnten aktiv für die Rechte von Menschen mit
Beeinträchtigungen. Als Kind erlebte sie, wie ihr Bruder, der eine
geistige Behinderung hatte, «klammheimlich» konfirmiert wurde,
abseits der Gemeinde. «Da stimmt etwas nicht», dachte sich Erica
Brühlmann-Jecklin damals. Und setzte sich zeitlebens für
Gerechtigkeit ein. Eine spezielle Theologie der Behinderung
bräuchte es dafür aber nicht, sagt sie. Werner Schüssler hat eine
Tochter mit Down-Syndrom. Der Professor für Existenzphilosophie
stiess vor vielen Jahren auf Nancy Eieslands Buch «The disabled
God». Und er beschloss, es ins Deutsche zu übersetzen. In
«Perspektiven» erzählt er von seiner persönlichen Motivation zu so
viel nebenberuflichem Effort. So wie andere Befreiungstheologien
Gott arm, queer, of colour oder als Frau denken, denkt die
Theologie der Behinderung Gott behindert. Wir fragen nach: Kann man
mit Gott alles machen? Und was bringt das? Autorin: Dorothee Adrian
Erstausstrahlung: Sonntag, 26.02.2023
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06.12.2025
30 Minuten
Wer sich mit einem abgewiesenen Asylgesuch weiterhin in der Schweiz
aufhält, erhält Nothilfe, ein paar Franken pro Tag, und ist in
sogenannten Rückkehrzentren untergebracht. Gerade für Kinder und
Jugendliche, die länger als ein Jahr unter diesen Bedingungen
leben, ist dies eine schwierige Situation. Die Iranerin Firoozeh
Myiander kam 2022 in die Schweiz. In ihrer Heimat engagierte sie
sich gegen das Regime und floh mit ihrem Mann und Kind hierher. Der
Antrag auf Asyl lehnte das Staatssekretariat für Migration SEM ab.
Zurück in den Iran können und wollen sie derzeit nicht. Daher lebt
die Familie seit mehr als einem Jahr in der Nothilfe, im
Rückkehrzentrum Aarwangen im Kanton Bern. Während den Eltern von
Gesetzes wegen eine Arbeitstätigkeit untersagt ist, darf der
11-jährige Sohn die Volksschule besuchen. Doch die Unsicherheit und
Angst in der Langzeit-Nothilfe schade der Entwicklung der Kinder
und Jugendlichen. Zu diesem Schluss kam vor rund einem Jahr eine
Studie, die die Eidgenössische Migrationskommission in Auftrag
gegeben hatte. Schweizweit lebten Ende 2024 rund 449 Kinder in der
Nothilfe, etwas mehr als die Hälfte bereits länger als drei Jahre.
In «Perspektiven» erzählt Firoozeh Myiander von ihrem Alltag. Der
reformierte Pfarrer Daniel Winkler aus Riggisberg berichtet von
kirchlichem Engagement rund um die Rückkehrzentren. Und der
FDP-Politiker Andreas Hegg aus dem Kanton Bern sagt, warum seiner
Einschätzung nach die Behörden bereits genug für abgewiesene
Asylsuchende tun. Autorin: Léa Burger
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29.11.2025
28 Minuten
In Simbabwe gibt es gerade einmal 19 Psychiater – aber mehr als
4000 Grossmütter, geschult in den Grundlagen der Gesprächstherapie.
Auf einfachen Holzbänken bieten die «Gogos» niederschwellige Hilfe
bei psychischen Problemen an. Kann Psychotherapie so funktionieren?
Dixon Chibanda ist Psychiater in Harare, der Hauptstadt Simbabwes.
2005 erhält er einen Anruf. Es ist die Mutter von Erica, einer
seiner Patientinnen. Erica habe sich das Leben genommen. «Jeder
Suizid ist ein Albtraum», sagt Chibanda. Doch dieser traf ihn
besonders tief. Ericas Zustand hatte sich seit längerem
verschlechtert, und sie hatten vereinbart, dass sie so bald wie
möglich zu ihm in die Klinik kommen sollte. In der Zwischenzeit
lebte Erica jedoch 200 Kilometer von Harare entfernt. Reflexartig
fragte er die Mutter: «Warum seid ihr nicht wie vereinbart zu mir
gekommen?», erinnert sich Chibanda. Die Antwort der Mutter war
knapp: «Wir hatten kein Geld für die Busfahrt.» Ein Satz, der bei
Dixon Chibanda nachhallte. «Was ist meine Rolle als Psychiater in
einem der ärmsten Länder der Welt?» Chibanda wusste: «Wir müssen
Psychotherapie neu denken. Wir müssen die Therapie raus aus den
Kliniken und zu den Leuten bringen.» So entstand die Idee mit den
Grossmüttern, die auf einfachen Holzbänken, dem «Friendship-Bench»,
in ihren jeweiligen Communities Gesprächstherapie anbieten. Wie
funktioniert das? Autorin: Anna Jungen
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22.11.2025
26 Minuten
Wer pilgert, muss nicht katholisch sein. Den Weg zu sich, zurück
zur Natur oder auch zu Gott nehmen unterschiedlichste Menschen
unter die Füsse. Während der Jakobsweg schon unter «Over-Pilgerism»
leidet, bietet die Schweiz noch Orte stiller Einkehr. Ein Besuch
beim Bruder Klausen Kaplan in Sachseln. Nahe der Klause von Niklaus
von Flüe wirkt Bruder-Klausen-Kaplan Ernst Fuchs. Er erzählt von
der Diversität seiner Gäste und zeigt, wie aus dem einst
patriotisch vereinnahmten und stramm katholischen Ranft ein
weltoffener Anziehungspunkt für Suchende jeglicher Couleur geworden
ist. Bruder Klaus gehöre allen. Heute kommen auch Sufi-Scheichs,
reformierte Pfarrer und Naturreligiöse zu Fuss hierher. Pilgern,
das heisst aber auch Schwitzen, Blasen an den Füssen und sich
physisch auspowern, um den Kopf frei zu kriegen. Genau das spricht
– anders als viele andere spirituelle und kirchliche Angebote
–besonders auch Männer an. Im Gespräch mit Wallfahrtspfarrer Ernst
Fuchs ergründen wir den anhaltenden Trend zum Pilgern. Autorin:
Judith Wipfler
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15.11.2025
27 Minuten
Pierbattista Pizzaballa ist eine der wichtigsten christlichen
Stimmen im Nahen Osten. Der Franziskanermönch und polyglotte
Theologe wurde gar als papabile gehandelt. Er wollte aber im Nahen
Osten bei den leidgeprüften Menschen bleiben. Und versucht, den
Dialog aufrechtzuerhalten. Die Universität Freiburg i.Ü. verleiht
Kardinal Pierbattista Pizzaballa den Ehrendoktor in Theologie 2025.
Dafür reist der Kardinal und lateinische Patriarch von Jerusalem am
14. November in die Schweiz. Er spricht über: «Jerusalem- zwischen
Realität und Hoffnung». Kardinal Pizzaballa glaubt, dass die
interreligiöse Verständigung nicht nur eine Zukunft hat, sondern
überhaupt erst eine Zukunft für Frieden schafft. Doch die
Spannungen zwischen Juden, Christen und Muslimen in der Region
halten an. Und auch innerhalb des breiten christlichen Spektrums
herrscht keine Einigkeit. Pierbattista Pizzaballa lebt inmitten
dieses Spannungsfelds. Und er versucht, am interreligiösen und
ökumenischen Dialog festzuhalten. Der lateinische Patriarch von
Jerusalem spricht neben seiner Muttersprache Italienisch auch
fliessend Englisch, Arabisch und Neuhebräisch. Das schafft
Vertrauen. Seit Jahrzehnten lebt Pierbattista Pizzaballa in
Jerusalem, betreut die christlichen Stätten im Heiligen Land und
die römisch-katholischen Christinnen und Christen. 2020 erhob ihn
Papst Franziskus zum lateinischen Patriarchen von Jerusalem. Dazu
gehören alle römisch-katholischen Gläubigen in Israel, der Westbank
und Gaza wie auch in Jordanien, im Libanon und auf Zypern. Welche
Zukunft haben Christinnen und Christen hier? Wie begegnet der
römisch-katholische Patriarch von Jerusalem der Gewalt in der
Region? Warum hat er Hoffnung? Diese Fragen stellt ihm Judith
Wipfler in Freiburg. Autorin: Judith Wipfler
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Über diesen Podcast
Perspektiven aufs Leben. Der wöchentliche Podcast von SRF Kultur
rund um Religion, Spiritualität und Ethik. Hier haben Glaube,
Zweifel und Hoffnung Platz. Wir erzählen, erklären, debattieren und
sinnieren. Immer nah am Menschen und den grossen Fragen auf der
Spur.
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