LiteraturPur
Ich bin Esther Schneider und das ist mein Literatur-Talk. Ich treffe mich hier mit Autor*innen und versuche herauszufinden, was sie umtreibt beim Schreiben, wie sie auf ihre Themen kommen, welche Bücher sie lesen und wie ihre Phantasiewelt aussieht....
Podcaster
Episoden
12.12.2025
43 Minuten
LiteraturPur #68: Wann beginnt Gewalt in einer Beziehung. Und wie
befreit man sich aus einer toxischen, gewalttätigen Partnerschaft?
Diese Frage beschäftigt Jessica Jurassica in ihrem neuen Roman
«Gaslicht». Sie erzählt darin von einer Frau, die «Gaslighting»
erlebt. Das ist eine Form von psychischer Gewalt, von Manipulation
durch Lügen und Verunsicherung. Im Gespräch erzählt Jessica
Jurassica, bekannt als Kunstfigur, die immer mit Gasmaske auftritt,
wie sie sich mit dieser fiktionalen Autobiografie sozusagen
freigeschrieben hat. Wie sie durch eine lange Reise, durch Distanz
und eben über das Schreiben ihre traumatische Erfahrung mit
sexualisierter Gewalt verarbeiten konnte. Und wir reden über ihre
Vorfahrinnen, denen sie dabei begegnet ist. Ihren Ururgrossmüttern,
die der Armut entfliehen wollten und ausgewandert sind.
Jessica Jurassica «Gaslicht» ist erschienen bei lectorbooks
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10.09.2025
57 Minuten
LiteraturPur #67: Gerade im Krieg sei die Literatur wichtig, sagt
der irakisch-schweizerische Autor Usama Al Shahmani. Sie kann
andere Geschichten erzählen als die von Gewalt und Tod. Sie kann
Brücken schlagen. Ich habe Usama Al Shahmani für den Podcast
LiteraturPur zum Gespräch getroffen. Wir haben über seinen neuen
Roman «In der Tiefe des Tigris schläft ein Lied»gesprochen. Darin
nimmt er uns mit in seine Heimat, den Irak. Er beschreibt, wie
Bagdad einst eine blühende Stadt war, in der Menschen
unterschiedlicher Religionen und Kulturen friedlich zusammenlebten.
Es gab auch eine grosse jüdische Gemeinde. Doch in den 1930er
Jahren kam der Faschismus nach Bagdad. Nazis verbrüderten sich mit
den Nationalisten im Irak. Es kam zu ersten Progromen. Nach der
Gründung Israels, im Jahr 1948, wurde die jüdische Bevölkerung dann
endgültig aus dem Irak vertrieben. Umsama Al Shahmani taucht über
eine Vater-Sohn-Geschichte tief in dieses dunkle Kapitel der
Geschichte Bagdads ein.
Usama Al Shahmani «In der Tiefe des Tigris schläft ein Lied» Limmat
Verlag
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14.08.2025
49 Minuten
LiteraturPur #66: Kinder flitzen über einen gefrorenen Weiher und
entdecken einen toten Mann, eingefroren im Eis. So beginnt der neue
Roman von Martina Clavadetscher mit dem Titel «Die Schrecken der
anderen». Es ist ein Roman, der daherkommt wie ein Krimi. Aber das
täuscht. Es ist ein gesellschaftskritischer Roman über den Umgang
mit Vergangenheit. Der Roman führt nämlich schon bald in grauslige
Untiefen der Schweizer Geschichte in den 1930er Jahren, aber mit
einem Suspense wie in einem Hitchcock Film. Und Alfred Hitchcock,
so erzählt mir Martina Clavadetscher bei unserem Treffen in einer
Luzerner Bar, sei ein grosses Vorbild für sie. Wie er mit subtilen
Details Spannung erzeuge, fasziniere sie. Weiter sagt sie im
Gespräch, sei es an der Zeit, dass Kulturschaffende das
Storytelling wieder an sich reissen. Sie müssten Geschichten
erzählen, nicht die Medien, nicht die Politik, nicht die Wirtschaft
sondern die Kunst.
Martina Clavadetscher, «Die Schrecken der anderen» C.H. Beck Verlag
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31.07.2025
46 Minuten
LiteraturPur #65: Eine Seifenoper über Rassismus, geht das? Ja, und
wie. Nora Osagiobare hat ein fulminantes Romandebut mit dem Titel
«Daily Soap» geschrieben. Darin nimmt sie den Rassismus aufs Korn,
dem schwarze Menschen und People of Color in der Schweiz tagtäglich
ausgesetzt sind.
Und sie tut es mit unglaublichem Schalk und ohne Tabus. Und die
Form, die sie dafür wählt, ist grossartig. Eine Seifenoper, die es
in sich hat. Sie spielt darin mit Klischees, Überzeichnungen, mit
frechen Kommentaren und mit Unterbrecherwerbung in Form von
schrägen Werbespots. Und alles hat einen wahren Kern. Nora
Osagiobare ist als Person of Color selber mit Alltagsrassismus
konfrontiert. Das reicht von dummen Bemerkungen bis hin zu massiven
rassistischen Übergriffen. Sie weiss also sehr genau, wovon sie
schreibt. Im Gespräch erzählt sie mir, warum sie Humor als starke
Waffe gegen Rassismus sieht und weshalb sie auf keinen Fall in die
Opferrolle gedrängt werden will.
«Daily Soap» von Nora Osagiobare ist im Kein & Aber Verlag
erschienen.
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16.07.2025
1 Stunde 7 Minuten
LiteraturPur #64: Der Schweizer Schriftsteller und Weltautor Max
Frisch ist eine Instanz. Er fasziniert bis heute sowohl als
Schriftsteller wie als politisch engagierter Intellektueller. Doch
wer war Max Frsich und was macht ihn und sein Werk so einzigartig?
Der Kulturjournalist Julian Schütt hat sich intensiv mit Max
Frischs Leben und Werk auseinandergesetzt. Jetzt ist der zweite
Teile seiner umfassenden und hervorragend geschriebenen Biographie
mit dem Titel «Max Frisch Biographie eines Aufstiegs» erschienen.
14 Jahre hat Julian Schütt dafür recherchiert, hat mit Menschen aus
Frischs Umfeld gesprochen und unveröffentlichtes Material
gesichtet. Er entdeckte neben dem berühmten Autor auch den Max
Frisch, der innerlich oft zerrrissen war zwischen den Ansprüchen,
die die Öffentlichkeit an ihn hatte und seiner eigenen Unsicherheit
und ein Stück weit auch seiner Bedürftigkeit in privaten
Angelegenheiten. Etwa in seinen Liebesbeziehungen mit Frauen. Im
Podcast LiteraturPur reden wir über diese unbekannten Seiten des
Autors. Aber auch über sein ambivalentes Verhältnis zur Schweiz und
über seine Beziehung zu mächtigen Politikern seiner Zeit. Und dann
erzählt Julian Schütt, wie nahe er dem Menschen Max Frisch beim
Schreiben der Biographie gekommen ist und was er von ihm für sein
Leben gelernt hat.
Julian Schütt «Max Frisch Biographie eines Aufstiegs», Suhrkamp
Verlag
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Über diesen Podcast
Ich bin Esther Schneider und das ist mein Literatur-Talk. Ich
treffe mich hier mit Autor*innen und versuche herauszufinden, was
sie umtreibt beim Schreiben, wie sie auf ihre Themen kommen, welche
Bücher sie lesen und wie ihre Phantasiewelt aussieht. Kurz, ich bin
interessiert an «the writers voice».
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