Podcaster
Episoden
08.12.2025
29 Minuten
Anneliese Meyer ist melancholisch und hat traurige Augen. Sie ist
aber auch mutig und witzig. Alles in einer Person. In dieser Folge
erzählt sie von Neugier und den überraschenden Wendungen in ihrem
Leben, aber auch in dem ihres Bruders Timm, der durch einen Zufall
als Landwirtschaftsgehilfe von dem "Verrückten der Dünen"
angeheuert wird – auf einem Landstrich aus purem Flugsand Schilf
und Bäume zu pflanzen. Der Plan: hier soll ein argentinischer
Badeort entstehen. Anneliese geht ein Jahr später auch nach
Argentinien, ebenfalls durch einen Zufall und durch Kontakte. In
Buenos Aires arbeitet sie zunächst als Kinderpflegerin bei einer
wohlhabenden Familie, bevor sie selbst Familie gründet und das
Leben seinen Lauf nimmt. Sie spricht über Freiheit, Identität und
Heimat und die Frage, wie sie zu Deutschland steht. Gemeinsam mit
unserer Interviewpartnerin Irene Uffrecht-Peters entdecken die
Podcast-Hosts, warum Anneliese Meyer 2004 behauptete, nie wieder
nach Deutschland gereist zu sein.
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17.09.2025
38 Minuten
Anneliese Meyer fährt in den Osterferien 1933 nicht nach Hause –
sie mag ihre Stiefmutter nicht und bleibt lieber im Internat. So
ist sie die einzige Schülerin, die miterlebt, wie SA-Männer die
Schule stürmen und den Schulleiter Bernhard Uffrecht abführen. Ein
einschneidendes Erlebnis für die 20-jährige „Ali“, das ihr Leben
von Grund auf verändert. 2022 haben Tim Hoppe, Fotograf von EIN
STÜCK DEUTSCHLAND, und ich, die Autorin des Projekts, Irene
Uffrecht-Peters in der ehemaligen Schule getroffen. Sie ist die
Enkelin des Schulgründers und forscht seit Jahren zu den Kindern
und Jugendlichen, die zwischen 1922 und 1933 die Freie Schul- und
Werkgemeinschaft Letzlingen besuchten. Viele konnten fliehen.
Andere wurden "wurden zwischen Hitler und Stalin zerrieben", kamen
entweder durch die Nazis um Leben oder fielen den stalinistischen
Säuberungen zum Opfer. Dabei sollte die Schule eigentlich ein Ort
des Aufbruchs in ein selbstbestimmtes Leben sein. Denn Berrnhard
Uffrecht lehnte bewusste Erziehung ab – hier sollte sich der Mensch
aus sich heraus entwickeln. Wie Anneliese Meyer zur Schule stand,
hat sie mir 2004 nicht erzählt. Doch Irene Uffrecht-Peters bringt
zu unserem Treffen ein besonderes Dokument mit: einen Brief, der
genau darüber Aufschluss gibt.
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27.07.2025
23 Minuten
Anneliese Meyer hat eine kräftige Stimme. Als ich sie 2004
interviewe, ist sie bereits 92 Jahre alt. Ihr Geist ist wach, doch
sie neigt dazu, in ihren Erinnerungen hin und her zu springen. Sie
erzählt anekdotisch, und bis sie die Fakten herausrückt, dauert es.
Es bleiben Lücken, doch nach und nach entsteht ein Bild: Sie stammt
aus bedeutenden Familien. Auf der einen Seite die Henckels
Zwillingswerke in Solingen, auf der anderen Seite ein Geheimrat.
Das Problem nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten:
Der eine Großvater hatte eine Jüdin geheiratet, der andere war zum
Christentum konvertiert. Das führte dazu, dass Annelieses Eltern
nach den sogenannten Rassegesetzen als Halbjüdin und Halbjude
galten. Annelieses Vater, der Schauspieler Paul Henckels, erkennt
sofort, in welcher Gefahr seine Kinder schweben. Eines Tages kommt
er zu seinen drei Kindern und sagt: „Ihr müsst etwas Praktisches
lernen, damit ihr auswandern könnt.“
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06.07.2025
8 Minuten
Eines Tages kommt Annelieses Vater zu seinen drei Kindern und sagt:
„Ihr müsst etwas Praktisches lernen, damit ihr auswandern könnt.“
Anneliese wird am 29. Mai 1912 in Düsseldorf als Tochter des
Schauspielerpaares Paul Henckels und Cecilia Brie geboren. Beide
Eltern sind nach den Rassegesetzen der Nationalsozialisten als
Halbjuden eingestuft, ohne dass dies für das Leben der Familie bis
1933 eine Rolle gespielt hätte. „Wir haben nichts davon gewusst,“
erinnert sich die Tochter heute. „Wir sind sogar katholisch
getauft.“ Sie erinnert sich an Herrn Levi, der ihnen
Zeichenunterricht gab. „Wir wussten noch nicht einmal, dass Levi
ein jüdischer Name ist. Ein Mensch war ein Mensch!“ Mit dieser
Folge beginnt eine neue Staffel, in der wir den Lebensspuren
Anneliese Meyers folgen. Die Staffel startet mit der Folge, in der
die Schauspielerin Lena Klenke uns ihre Geschichte vorliest.
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02.05.2025
42 Minuten
Es steht auf Messers Schneide. Wir schreiben Mai 1940. Der Jurist
Dr. Ernst Kaufmann verfasst für Carl Leopold Anker einen Bittbrief
an den Oberfinanzdirektor. Darin fleht er darum, das Ehepaar Anker
ausreisen zu lassen. Offensichtlich hat die Devisenstelle erneut
Geld gefordert. Die Ankers haben berechtigte Angst, ihre
Ausreiseerlaubnis endgültig zu verlieren. Anhand dieses Schreibens
und weiterer Dokumente zeichnen wir das Schicksal der Ankers nach
und zeigen, wie perfide und boshaft die Nazibehörden vorgingen –
und wie menschenverachtend selbst ihre Sprache war. In dieser Folge
wird auch die sogenannte Wiedergutmachung thematisiert, denn die
Oberfinanzdirektion hatte der Familie Anker den gesamten Besitz
genommen, einschließlich des Familienhauses in der Blumenstraße 46,
nahe der Außenalster in Hamburg, in dem auch Ruth Vogel mit ihrem
Mann Hermann bis zur Flucht nach Argentinien gelebt hatte. Als
Experte ist auch in dieser Folge wieder mit dabei: der Historiker
Lennart Onken, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Stiftung
Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer
der NS-Verbrechen sowie Kurator der Ausstellung „Ausgeraubt vor der
Deportation“.
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Über diesen Podcast
"Wir können doch nichts dafür. Deutsch ist und bleibt unsere
Muttersprache." In San Miguel, einem Ort nördlich von Buenos Aires,
steht das Hogar Adolfo Hirsch, das Altenheim der Deutsch
sprechenden Juden Argentiniens. Ungefähr 170 alte Menschen leben
hier, inmitten eines großzügigen blühenden Parkgeländes. Alle sind
Einwanderer der ersten Generation. Sie sind in Deutschland,
Österreich oder Ungarn geboren und ihre Lebensgeschichten sind bis
heute eng mit Deutschland verknüpft, mit dem Deutschland der
Nazizeit. Wir haben 49 von ihnen besucht, um mehr über ihr Leben zu
erfahren. Einige haben wir in ihren Zimmern aufgesucht, andere im
Park getroffen oder in der Stadt. Hier erzählen 49 Männer und
Frauen von ihrer Emigrationsgeschichte, ihrem Verhältnis zu
Argentinien und ob sie je darüber nachgedacht haben, wieder in
Deutschland zu leben. Die Initiatorin des Projektes, Corinna Below
(Journalistin) spricht in diesem Podcast mit ihrem Freund und
Kollegen Carsten Janz über die Schicksale der Vertriebenen. Dazu
sind Gäste geladen, Experten aber auch Verwandte oder Zeitzeugen.
Und auch aktuelle politische Entwicklungen werden hier besprochen.
Gegen das Vergessen.
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